Mangelernährung im Alter
Wenn Essen zur Herausforderung wird

Beim Thema Ernährung geht es in der Öffentlichkeit häufig um die Folgen von Übergewicht. Dabei wird ein Phänomen oft vergessen: Allein in Deutschland leiden mehr als 1,6 Millionen Menschen unter Mangelernährung. Betroffen sind vor allem ältere oder chronisch kranke Menschen.

Es gibt viele Gründe, warum ältere Menschen nicht ausreichend essen: Sehr häufig leiden solche Personen unter Appetitlosigkeit z.B. in Folge von Schmerzen durch chronische Erkrankungen. Medikamenteneinnahme oder schlichtweg Einsamkeit können ebenso den Appetit vermindern. Welche Folgen das hat, ist vielen nicht bewusst: Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffe raubt dem Körper Kraft für die Aktivitäten des täglichen Lebens, macht ihn anfälliger für Infektionen und erschwert die Heilung von Krankheiten.



Worauf Betroffene achten sollten

Die Symptome einer Mangelernährung werden häufig übersehen, weil sie schleichend kommen oder als normale Alterserscheinungen abgetan werden. Erste Anzeichen sind zum Beispiel Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Auch die Wundheilung verschlechtert sich, Entzündungen im Mund und an den Lippen treten häufiger auf. Auffallend ist der ungewollte Gewichtsverlust. „Wenn Eltern oder Großeltern ohne ersichtlichen Grund abnehmen, sollten Angehörige alarmiert sein“, sagt Prof. Dr. Rainer Wirth, Direktor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. „Dahinter kann ein lang anhaltender Nährstoffmangel stecken.“

Ältere Menschen, die weniger aktiv sind, brauchen im Allgemeinen zwar insgesamt weniger Kalorien, ihr täglicher Bedarf an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen nimmt jedoch nicht ab. Hier liegt die Herausforderung: ältere Menschen müssen Lebensmittel besonders bewusst auswählen und regelmäßig essen. Außerdem sollten Betroffene ihr Gewicht kontrollieren und ihre Blutwerte vom Hausarzt überprüfen lassen. „Das Ziel ist es, die Ursachen einer Mangelernährung zu beseitigen und ein Bewusstsein für ein gesundes Essverhalten zu schaffen“, erklärt Prof. Dr. Rainer Wirth.



Ein gesundes Gewicht mit Trinknahrung

Sollten Nährstoffe nicht in genügender Menge über die Nahrung aufgenommen werden können, kann Trinknahrung aus der Apotheke eine Lösung bieten. Bereits kleine Portionen enthalten so viele Nährstoffe wie eine vollwertige und gesunde Mahlzeit. Die Drinks sind in verschiedenen Geschmacksrichtungen von süß bis herzhaft erhältlich. Ob Trinknahrung als Ersatz oder Ergänzung zu einer ausreichenden Ernährung notwendig ist und welche Menge an Trinknahrung täglich erforderlich ist, sollte ein Ernährungsberater oder der Hausarzt entscheiden. Stellt der Hausarzt dann ein Rezept aus, werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.

Mit der neuen Kampagne „Gesundheit hat Gewicht“ will der DIÄTVERBAND e. V. in Zusammenarbeit mit namhaften Herstellern von Trinknahrung auf das Thema Mangelernährung aufmerksam machen – bei Betroffenen, Angehörigen und Ärzten.


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Häufige Fragen zum Thema Trinknahrung

Was sind die Ursachen von Mangelernährung?

Die Gründe für Mangelernährung sind vielfältig. Sie kann einerseits durch ein falsches Ernährungsverhalten oder chronische Erkrankungen wie Krebs ausgelöst werden. Andererseits können auch Erkrankungen, wie zum Beispiel Demenz oder gesellschaftliche und finanzielle Faktoren, zu Mangelernährung führen.

Woran erkenne ich eine Mangelernährung?

Eines der wichtigsten Anzeichen für eine Mangelernährung ist die ungewollte Gewichtsabnahme, die sich häufig an knochigen Fingern und Händen sowie einem eingefallenen Gesicht bemerkbar macht. Weitere sichtbare Symptome sind glanzlose Haare und brüchige Fingernägel. Außerdem weisen körperliche Schwäche, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Appetitlosigkeit auf eine Unterversorgung mit Nährstoffen hin. Häufig werden diese Symptome fälschlicherweise dem hohen Alter des Patienten zugeschrieben. Wenden Sie sich im Zweifel an Ihren Arzt, um die Ursache und die Behandlung abzuklären.

Wie kann ich Mangelernährung vorbeugen?

Sie können einer Mangelernährung vorbeugen, indem Sie sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren und besonders auf einen hohen Nährstoffgehalt der Lebensmittel achten. Darum sollten Gemüse, Obst, Vollkornerzeugnisse, Hülsenfrüchte, fettarme Milchprodukte, fettarmes Fleisch und Fisch regelmäßig auf Ihrem Speiseplan stehen. Wenn Sie bereits untergewichtig sind, muss der Kaloriengehalt der Nahrung beispielsweise durch fettreiche Milchprodukte, Nüsse und Öle erhöht werden. Ergänzend können Sie nach Absprache mit Ihrem Arzt auf Trinknahrung zurückgreifen.

Welche Folgen hat eine chronische Mangelernährung?

Chronische Mangelernährung kann, neben einem allgemeinen Schwächegefühl, zu zahlreichen körperlichen Beeinträchtigungen führen. Langfristig belastet Mangelernährung das Immunsystem und stört die Funktion von inneren Organen wie Herz und Lunge. Außerdem erhöht eine nicht erkannte Mangelernährung das Sterblichkeitsrisiko – gerade bei Senioren.

Wie verläuft die Behandlung beim Arzt?

Bei Verdacht auf Mangelernährung wird sich Ihr Arzt nach Möglichkeit ausführlich mit Ihnen über Ihre Ernährungsgewohnheiten unterhalten. Vor allem bestehenden Beschwerden, Erkrankungen sowie Ihrer sozialen Situation wird er dabei wahrscheinlich besonders Aufmerksamkeit schenken (Anamnese).

Wird die Behandlung von der Krankenkasse übernommen?

Ja. Wenn der behandelnde Arzt eine Mangelernährung feststellt und eine ambulante Ernährungstherapie verschreibt, übernehmen die meisten Krankenkassen die Kosten für die Behandlung. Im Einzelfall sollten Sie Rücksprache mit Ihrer Krankenkasse halten.

Wo ist der Unterschied von Mangelernährung zu Untergewicht?

Bei Unterernährung, auch quantitative Mangelernährung genannt, nimmt der Betroffene insgesamt zu wenig Nahrung zu sich. Sein Körper wird langfristig nicht ausreichend mit lebensnotwendiger Energie und Nährstoffen versorgt. Die qualitative Mangelernährung hingegen ist eine Form der Fehlernährung. Der Körper nimmt genug Energie über die Nahrung auf, aber er wird nicht mit allen Nährstoffen in ausreichender Menge versorgt.