Mangelernährung bei chronischen Magendarmerkrankungen
Den durch übermäßiges Essen „verdorbenen Magen“ oder eine viral verursachte Magen-Darm-Grippe kennt wahrscheinlich jeder. Über einen begrenzten Zeitraum kommt es zu Durchfällen, Übelkeit und Erbrechen. Nach einigen Tagen klingen die Beschwerden jedoch spätestens ab, ohne dass langfristige Folgen bleiben. Doch es gibt es auch andere Ursachen für Magendarmerkrankungen, die dem Betroffenen dauerhaft Probleme bereiten können. In diesem Fall können die Magendarmerkrankungen neben den akuten Symptomen aufgrund der ständigen Nährstoffverluste über den Darm oder durch Erbrechen, zu einem Nährstoffmangel und ungewolltem Gewichtsverlust führen.
Das Verdauungssystem
Die Verdauung des Menschen beginnt bereits im Mund mit der Zerkleinerung der Nahrung. In den nachfolgenden Abschnitten – vom Magen über den Dünndarm bis zum Dickdarm – wird die Nahrung weiter aufgespalten und die Nähstoffe in den Körper aufgenommen. Die verschiedenen Nährstoffe werden in unterschiedlichen Darmregionen aufgenommen: Im oberen Dünndarm werden beispielsweise Fette und die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K absorbiert, im unteren Dünndarm das wasserlösliche Vitamin B12. Der Dickdarm entzieht den verdauten Nahrungsmitteln schließlich noch Wasser und Mineralstoffe. Bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen wird dieses sensible Zusammenspiel gestört. Nährstoffe können nicht mehr ausreichend verdaut, d.h. aufgespalten und/oder absorbiert werden. So entsteht ein Nährstoffmangel, der je nach Ausmaß über kurz oder lang zu einer Mangelernährung führt.
Chronische Erkrankungen des Darmes und des Magens
Bei Morbus Crohn, einer chronischen Darmerkrankung können Entzündungen im gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten, bei der Colitis ulcerosa nur im Dickdarm. Während Krankheitsschüben kommt es zu starken – bei Colitis ulcerosa sogar blutigen – Durchfällen. Dadurch kann ein Nährstoffmangel bei den Patienten auftreten. Bei der chronischen Gastritis ist die Magenschleimhaut chronisch entzündet.Von dieser so genannten chronischen Gastritis gibt es verschiedene Typen, die ebenfalls die Nährstoff- und Vitaminaufnahme stören können. Da die jeweilige Erkrankung den Organismus bereits schwächt, ist es wichtig, den Nährstoffmangel auszugleichen und so weiteren Krankheiten vorzubeugen.
Sichere Energie- und Nährstoffzufuhr bei chronischen Darmerkrankungen
Sowohl Morbus Crohn als auch Colitis ulcerosa, können Operationen notwendig machen, bei denen Teile des Darms entfernt werden. Wird vom Dünndarm mehr als die Hälfte entfernt, kann ein so genanntes Kurzdarmsyndrom auftreten. Nicht in jedem Fall kann der verbliebene Darm alle Funktionen des entnommenen Teilstücks ausgleichen, der Patient kann dann bestimmte Nährstoffe nicht mehr aufnehmen. Ein Arzt verabreicht Nährstoffe wie Vitamin B12 dann beispielsweise per Injektion. Generell gilt es beim Kurzdarm, sich mit der Ernährung an die veränderte Situation im Darm anzupassen. Dies ist z.B. durch Trennen von Essen und Trinken, Aufnahme mehrerer kleinerer Mahlzeiten und eine ballaststoffarme Ernährung möglich. Zudem sollten schwer verdauliche und blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte vermieden werden. Hochkalorische Trinknahrung ist eine weitere Möglichkeit, in dieser Situation eine ausreichende Energie-und Nährstoffzufuhr sicherzustellen und so einem Gewichtsverlust dauerhaft vorzubeugen.
Untergewicht durch die Angst vorm Essen
Patienten mit Magendarmerkrankungen neigen häufig zu Gewichtsverlust und daraus resultierender Mangelernährung. Ein Grund dafür liegt in der Angst vor den Beschwerden, die durch das Essen auftreten. Eine einheitliche Ernährungstherapie gibt es im Falle von chronischen Magendarmerkrankungen daher nicht. Je nach Art und Schwere der Krankheit und der individuellen Verträglichkeit müssen Arzt, Ernährungsberater und Patient die richtigen Lösungen suchen und finden. Bei einer chronischen Darmerkrankung wie Morbus Crohn lässt sich so auch im Vorfeld eines akuten Krankheitsschubs einer Mangelernährung vorbeugen.
Hochkalorische Trinknahrung kann in solchen Fällen eine Lösung sein. Im akuten Schub kann die ausschließliche Aufnahme von Trinknahrungen über mehrere Wochen sogar eine Therapieoption zu der Gabe von Medikamenten sein.