Was ist Mangelernährung?
Bei Mangelernährung denken viele an hungernde Menschen aus der Dritten Welt. Doch auch in Deutschland leiden vor allem Senioren und chronisch Kranke an Nährstoffmangel.
Kommt häufiger vor, als wir denken
Nimmt man die Weltgesundheitsorganisation als Bemessungsgrundlage, bei der Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von unter 18,5 kg/m2 als mangelernährt gelten, sind 1.600.000 Deutsche betroffen. Bei älteren Menschen liegt bereits bei einem BMI von unter 20 kg/m2 eine Mangelernährung vor.Geht man von den Krankenhauseinweisungen in Deutschland aus, sind laut dem statistischen Bundesamt 25% der über 11 Millionen Krankenhauspatienten mangelernährt oder haben ein hohes Risiko für Mangelernährung. Das entspricht einer Betroffenenanzahl von rund 2,8 Millionen.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Symptome der Mangelernährung entstehen ganz allmählich, wodurch die Folgen oft nicht als solche erkannt werden. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Schwäche oder auch ungewollter Gewichtsverlust werden als normale Alterserscheinungen abgetan. Die Konsequenz: Häufig leiden Betroffene dadurch an einer eingeschränkten Lebensqualität. Das muss nicht sein.
Quantitative und qualitative Mangelernährung
Mediziner unterscheiden zwei Arten: die quantitative und qualitative Mangelernährung. Bei der quantitativen Mangelernährung, auch Unterernährung genannt, nimmt der Betroffene insgesamt zu wenig Nahrung zu sich. Es kommt langfristig zu einer Unterversorgung von lebensnotwendiger Energie und Nährstoffen. Die qualitative Mangelernährung hingegen ist eine Form der Fehlernährung. Der Körper nimmt genug Energie über die Nahrung auf, aber er wird nicht mit lebenswichtigen Nährstoffen (z. B. Eiweiß, Vitamine) in ausreichender Menge versorgt. Unser Ziel: Die Betroffenen sollen informiert werden und selber erkennen, dass ihr Körper mehr Nährstoffe und Energie benötigt. Nur so kann der Speiseplan verbessert werden, damit der Körper wieder optimal funktioniert.Die Ursachen für Mangelernährung
Die Gründe für Mangelernährung sind zahlreich. Sie kann durch ein falsches Ernährungsverhalten, finanzielle und gesellschaftliche Aspekte, Veränderungen im Alter sowie durch chronische Erkrankungen und Medikamente ausgelöst werden.
Fortgeschrittenes Alter
Leben ältere Menschen alleine, sind sie oft wenig motiviert für sich selbst einzukaufen, zu kochen oder gar ausreichend zu essen. Nicht selten ist in diesem Fall der Partner verstorben und die Einsamkeit führt zu zunehmender Antriebslosigkeit und Depression. Hinzu kommt die abnehmende körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, die Einkaufen und Kochen im Alter schwierig bis unmöglich macht. Falsch eingesetzte Zahnprothesen können die Nahrungsaufnahme zusätzlich erschweren. Und auch ein veränderter Geschmacks- und Geruchssinn führt meist dazu, dass die Betroffenen wenig essen und zunehmend an Appetitlosigkeit im Alter leiden.Krankheiten und Medikamente
Oft entsteht Mangelernährung in Verbindung mit chronischen Krankheiten wie zum Beispiel Krebs oder Magendarmerkrankungen. Die psychischen Belastungen, Schmerzen und Appetitlosigkeit haben oft zur Folge, dass nur noch wenig Nahrung zu sich genommen wird. Das Nährstoffdefizit kann auch durch einen erhöhten Energieverbrauch, Eiweißabbau, tumorbedingte Veränderungen und durch Tumortherapie ausgelöst werden.Körperliche Beeinträchtigung
Mangelernährung kann ebenfalls durch schlechte oder fehlende Zähne, Mundtrockenheit sowie durch Pilzinfektionen und Geschwüre im Mundbereich verursacht werden. Denn Schmerzen beim Kauen und Schlucken haben zur Folge, dass das Essen zunehmend vermieden wird. Die gleiche Auswirkung können körperliche Einschränkungen der oberen Extremitäten und Bewegungsstörungen haben. Lässt sich die Nahrung nur unter großer Anstrengung mit Messer und Gabel zerkleinern oder zum Mund führen, besteht das Risiko, dass die Nahrungsaufnahme irgendwann komplett eingestellt wird.Die Symptome von Mangelernährung?
Mangelernährung wird häufig sehr spät festgestellt. Vor allem bei älteren Menschen werden Symptome oft zu Unrecht als normale Folge des Alterns eingeordnet.
Mangelernährung – schleichend und oft unbemerkt
Erste Anzeichen einer Mangelernährung können körperliche Schwäche, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Appetitlosigkeit sein. Auch die ungewollte Gewichtsabnahme ist ein wichtiger Hinweis. Unverkennbar ist diese am Zuweitwerden der Kleidung, an einem eingefallenen Gesicht und knochigen Händen und Fingern. Die Ausprägung und Intensität der Symptome hängt vor allem davon ab, wie lange die Unter- bzw. Fehlversorgung bereits besteht und welche Nährstoffe bei der Ernährung fehlen.Von Kopfschmerzen bis zu Sehstörungen
Fehlt dem Körper Eiweiß, können unter anderem Muskelschwäche, eine Abnahme der Muskulatur und starker Haarausfall die Folge sein. Ein Mangel an Kohlenhydraten kann sich zum Beispiel in Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen sowie Konzentrations- und Sehstörungen äußern.Auch Haut und Schleimhäute sind betroffen
Ist die Mangelernährung mit fehlenden Vitaminen, Spurenelementen und/oder Elektrolyten verbunden, können sich Veränderungen der Haut und der Schleimhäute zeigen. Die Haut ist schlaff und kann auffällig verfärbt sein. Auch verzögert sich vielfach die Wundheilung. Im Mundraum kommt es bei Betroffenen häufig zu schmerzhaften Entzündungen der Schleimhäute und des Zahnfleisches. Die Lippen sind aufgesprungen und die Mundwinkel rissig. Anzeichen für Mangelernährung können darüber hinaus auch Rillen bzw. Flecken auf den Fingernägeln sein. Oft geht das Sehvermögen zurück und Nachtblindheit stellt sich ein. Auch neurologische Einschränkungen sind in Folge eines Nährstoffmangels keine Seltenheit.Die Folgen von Mangelernährung
Eine längere Unterversorgung mit Kalorien und lebensnotwendigen Nährstoffen kann schwerwiegende Folgen für Betroffene haben. Umso wichtiger ist es, die Symptome rechtzeitig zu erkennen, um Komplikationen zu vermeiden.
Erste Anzeichen von Mangelernährung erkennen
Neben ungewolltem Gewichtsverlust zeigen sich relativ schnell Symptome wie körperliche Schwäche, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Antriebsarmut. Auch treten häufig Blutdruck- und Blutzuckerunregelmäßigkeiten, Sehstörungen, brüchige Nägel und Haarausfall auf.Ohne Behandlung sind die Konsequenzen weitreichend
Bei einem anhaltenden Defizit an Nährstoffen sind körperliche Beeinträchtigungen und Störungen der inneren Organe wie Herz, Lunge und Nieren vorprogrammiert. Außerdem beeinträchtigt Mangelernährung die Immunfunktion. Das Risiko für Infektionen ist erhöht. Die Wundheilung ist verzögert. Insbesondere bei chronisch kranken Menschen hat ein schlechter Ernährungszustand oftmals schwerwiegende Folgen: Die Betroffenen müssen mit mehr Komplikationen während des Krankheitsverlaufs rechnen und haben ein erhöhtes Sterberisiko. Für den ohnehin geschwächten Patienten sind derartige Komplikationen eine große Belastung. Mit einer besseren Ernährungssituation ließe sich diese vielfach vermeiden.Bei Mangelernährung nachgewiesen mehr Komplikationen
Eine europaweite Studie an mehr als 5.000 Patienten in 26 Krankenhäusern hat die Komplikationsrate während des Krankenhausaufenthaltes näher untersucht. Danach sind Erkrankte mit Mangelernährung und einem Risiko für Mangelernährung fast dreimal häufiger von Komplikationen betroffen als mit Nährstoffen ausreichend versorgte Patienten.Maßnahmen bei Mangelernährung
Krankheitsbedingte Mangelernährung ist ein Teufelskreis und bedarf professioneller Hilfe. Sobald diagnostiziert wurde, dass Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, Antriebslosigkeit und Gewichtsverlust auf eine unzureichende Nährstoffaufnahme zurückgehen, müssen nachhaltige Maßnahmen gegen Mangelernährung ergriffen werden. Abgestimmt auf die Ursachen und die Krankheitsbilder eines jeden Einzelnen kommen dafür verschiedene Vorgehensweisen infrage.