Ernährung im Alter

Wenn Oma nicht mehr essen mag





Während viele jüngere Menschen mit Übergewicht zu kämpfen haben, ist im höheren Alter oft das Gegenteil der Fall: Ältere Menschen verlieren häufig schneller an Gewicht. Schwerer als der Gewichtsverlust wiegt dann allerdings der Mangel an Nährstoffen, der mit einer nicht bedarfsgerechten Ernährung im Alter einhergehen kann. Jenseits der 70 Jahre sind fünf Mal so viele Menschen mangelernährt wie bei den unter 30-Jährigen [1]. Obwohl Essen einen großen Teil zur Lebensqualität und zum Wohlbefinden beisteuert, wird der Aspekt Ernährung in der Pflege von Angehörigen häufig unterschätzt.


Wenn ältere Menschen vermehrt Mahlzeiten nicht zu sich nehmen möchten und die Kleidung immer weiter wird, sollten die Angehörigen alarmiert sein: Der Gewichtsverlust kann auf eine Mangelernährung hinweisen. Typische Symptome einer Unterversorgung mit Nährstoffen sind u. a. Blässe, Müdigkeit, trockene und rissige Haut sowie eine reduzierte Leistungsfähigkeit. Der Körper erhält bei einer unzureichenden Ernährung über einen längeren Zeitraum zu wenig Nährstoffe wie Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe.



Körperliche Veränderungen im Alter

Im Alter verändert sich der Körper nicht nur rein äußerlich, sondern auch die Systeme im Inneren beginnen anders bzw. nicht mehr fehlerfrei zu funktinoieren. Die Atmung verändert sich durch die mangelnde Elastizität der Lunge, die Leistungsfähigkeit des Herzens wird geringer und auch die Aktivität des Immunsystems sinkt in der zweiten Lebenshälfte. Diese und andere Veränderungen im Inneren des Körpers führen zu einer Neuregelung des Energie- und Nährstoffbedarfs. Der Körper benötigt weniger energieliefernde Nährstoffe wie Kohlenhydrate und Fette. Der Bedarf an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen bleibt jedoch gleich oder steigt sogar leicht an. Eine darauf angepasste Ernährung ist dementsprechend wichtig.



Typische Ursachen für den Gewichtsverlust im Alter

Für einen Gewichtsverlust und die oft damit einhergehende Mangelernährung im Alter gibt es verschiedene Gründe. Der physiologische Alterungsprozess führt zu vielen Veränderungen, die die Nahrungsaufnahme negativ beeinflussen.


Gesundheitliche Faktoren:

  1. Die Geschmacksknospen bilden sich zurück: Frühere Lieblingsgerichte schmecken nicht mehr.
  2. Die Sehkraft lässt nach: Der Anblick der Speisen animiert nicht mehr zum Essen und Speisen werden oft nicht als solche erkannt.
  3. Das Hungergefühl und der Appetit nehmen ab: Mahlzeiten werden verweigert.
  4. Schluckbeschwerden treten auf.
  5. Ein schlechter Zahnstatus bzw. schlecht sitzende Zahnprothesen führen zu Schmerzen beim Kauen.
  6. Nebenwirkungen von Medikamenten, wie Übelkeit, mindern den Appetit.
  7. Chronische Erkrankungen, wie Krebs oder Demenz, wirken sich negativ auf die Nahrungsaufnahme aus.



Veränderungen im sozialen Umfeld:

  1. Einsamkeit: „Für mich alleine kochen? Nein, das lohnt sich nicht“, sagen viele ältere Menschen.
  2. Umzug in ein Seniorenheim: In einer ungewohnten Umgebung fühlen sich ältere Menschen oft weniger wohl, so dass auch das Essen im neuen Umfeld zunächst abgelehnt wird.



Oft gibt es keinen eindeutigen Grund für die Gewichtsabnahme oder die Nahrungsverweigerung bei Senioren, da mehrere Faktoren zusammenspielen. Doch unabhängig von der Ursache für den Gewichtsverlust und Nährstoffmangel, hat eine unzureichende Ernährung gravierende Auswirkungen auf den Körper des Betroffenen. Das resultierende Untergewicht verkürzt die Lebenserwartung. Außerdem wird das Immunsystem geschwächt, die Herzleistung nimmt ab, und die Muskulatur bildet sich zurück. Der Betroffene neigt zu Schwindel und Ohnmacht. Die richtige Ernährung bei der Versorgung im Pflegefall ist daher besonders wichtig.



Nährstoffreiche Ernährung für betroffene Senioren

Um Nährstoffmangel und Gewichtsverlust entgegenzuwirken, müssen die physischen oder auch psychischen Ursachen für das gestörte Essverhalten und die zu geringe Nährstoffaufnahme gefunden werden. Außerdem kann eine Ernährungsumstellung im Alter notwendig sein. Die Betroffenen, Pflegenden und Angehörigen sollten in Zusammenarbeit mit einem Arzt oder einem Ernährungsberater eine Ernährungstherapie durchführen. Im Zuge dieser Therapie wird häufig ein Ernährungsleitfaden erarbeitet, der individuell auf den Betroffenen abgestimmt ist. In solchen Leitfäden sind sowohl eine Auswahl an geeigneen hochkalorischen und nährstoffreichen Rezepten zu finden, als auch wertvolle Informationen zu gesunden Lebensmitteln und Ernährungstipps. Dieser „Speiseplan für Senioren“ liefert mit einer ausgewogenen und altersgerechten Ernährung die benötigten Nährstoffe und fördert die Gewichtszunahme.



Gesunde Ernährung im Alter

Durch den erhöhten Nährstoffbedarf im Alter sollten alle Senioren vor allem auf Lebensmittel zurückgreifen, die eine besonders hohe Nährstoffdichte (Menge an erhaltenen Nährstoffen im Verhältnis zum Energiegehalt eines Lebensmittels) haben und somit altersgerecht sind. Dazu gehören beispielsweise verschiedene Gemüsesorten, Obst und Vollkornprodukte. Gemüse bietet sich – je nach Verträglichkeit – entweder als Rohkost an oder kann als Beilage beim Mittagessen dienen. Obst kann geschnitten als Snack fungieren oder als Smoothie zum Trinken angeboten werden. Vollkornprodukte können in bestehende Rezepte eingebunden werden oder als Brot zum Frühstück oder Abendessen von den älteren Menschen gegessen werden. Sind die Senioren nicht mehr selber für ihre Ernährung zuständig, können pflegende Angehörige oder Senioreneinrichtungen mit diesen Lebensmitteln den Nährstoffbedarf in der Verpflegung sichern.



Trinknahrung als sinnvolle Ergänzung

Hochkalorische Trinknahrung hat eine hohe Nährstoffdichte und kann die defizitäre Ernährung älterer Menschen verbessern. Sie liefert nicht nur die benötigte Energie, sondern enthält alle lebensnotwendigen Nährstoffe in einem ausgewogenen Verhältnis. Dadurch unterstützt sie eine sinnvolle Gewichtszunahme und wirkt zudem Nährstoffmangelzuständen entgegen. Erhältlich sind Trinknahrungen in verschiedenen Geschmacksrichtungen, von süß bis herzhaft. Diagnostiziert der behandelnde Arzt eine Mangelernährung, so kann er für die Trinknahrung ein (rosa) Rezept ausstellen und die Kosten werden von der Krankenkasse erstattet. Doch auch ohne Rezept sind Trinknahrungen in der Apotheke erhältlich.


[1] Pirlich M. et al. (2006) The German Hospital Malnutrition Study. Clinical Nutrition.





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Häufige Fragen zum Thema Trinknahrung

Was sind die Ursachen von Mangelernährung?

Die Gründe für Mangelernährung sind vielfältig. Sie kann einerseits durch ein falsches Ernährungsverhalten oder chronische Erkrankungen wie Krebs ausgelöst werden. Andererseits können auch Erkrankungen, wie zum Beispiel Demenz oder gesellschaftliche und finanzielle Faktoren, zu Mangelernährung führen.

Woran erkenne ich eine Mangelernährung?

Eines der wichtigsten Anzeichen für eine Mangelernährung ist die ungewollte Gewichtsabnahme, die sich häufig an knochigen Fingern und Händen sowie einem eingefallenen Gesicht bemerkbar macht. Weitere sichtbare Symptome sind glanzlose Haare und brüchige Fingernägel. Außerdem weisen körperliche Schwäche, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Appetitlosigkeit auf eine Unterversorgung mit Nährstoffen hin. Häufig werden diese Symptome fälschlicherweise dem hohen Alter des Patienten zugeschrieben. Wenden Sie sich im Zweifel an Ihren Arzt, um die Ursache und die Behandlung abzuklären.

Wie kann ich Mangelernährung vorbeugen?

Sie können einer Mangelernährung vorbeugen, indem Sie sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren und besonders auf einen hohen Nährstoffgehalt der Lebensmittel achten. Darum sollten Gemüse, Obst, Vollkornerzeugnisse, Hülsenfrüchte, fettarme Milchprodukte, fettarmes Fleisch und Fisch regelmäßig auf Ihrem Speiseplan stehen. Wenn Sie bereits untergewichtig sind, muss der Kaloriengehalt der Nahrung beispielsweise durch fettreiche Milchprodukte, Nüsse und Öle erhöht werden. Ergänzend können Sie nach Absprache mit Ihrem Arzt auf Trinknahrung zurückgreifen.

Welche Folgen hat eine chronische Mangelernährung?

Chronische Mangelernährung kann, neben einem allgemeinen Schwächegefühl, zu zahlreichen körperlichen Beeinträchtigungen führen. Langfristig belastet Mangelernährung das Immunsystem und stört die Funktion von inneren Organen wie Herz und Lunge. Außerdem erhöht eine nicht erkannte Mangelernährung das Sterblichkeitsrisiko – gerade bei Senioren.

Wie verläuft die Behandlung beim Arzt?

Bei Verdacht auf Mangelernährung wird sich Ihr Arzt nach Möglichkeit ausführlich mit Ihnen über Ihre Ernährungsgewohnheiten unterhalten. Vor allem bestehenden Beschwerden, Erkrankungen sowie Ihrer sozialen Situation wird er dabei wahrscheinlich besonders Aufmerksamkeit schenken (Anamnese).

Wird die Behandlung von der Krankenkasse übernommen?

Ja. Wenn der behandelnde Arzt eine Mangelernährung feststellt und eine ambulante Ernährungstherapie verschreibt, übernehmen die meisten Krankenkassen die Kosten für die Behandlung. Im Einzelfall sollten Sie Rücksprache mit Ihrer Krankenkasse halten.

Wo ist der Unterschied von Mangelernährung zu Untergewicht?

Bei Unterernährung, auch quantitative Mangelernährung genannt, nimmt der Betroffene insgesamt zu wenig Nahrung zu sich. Sein Körper wird langfristig nicht ausreichend mit lebensnotwendiger Energie und Nährstoffen versorgt. Die qualitative Mangelernährung hingegen ist eine Form der Fehlernährung. Der Körper nimmt genug Energie über die Nahrung auf, aber er wird nicht mit allen Nährstoffen in ausreichender Menge versorgt.